Die Millionenstadt Istanbul stand bereits zur Jahrtausendwende kurz vor dem Verkehrsinfarkt – der damals geplante Tunnel unter dem Bosporus sollte Abhilfe schaffen. Baustart war 2004, Ende 2013 wurde der Tunnel von Präsident Erdogan offiziell eröffnet. Der durchgehende Zugverkehr sollte ab Juni 2015 starten. Über einen Zeitraum von acht Jahren dokumentierten die Filmemacher Julia Zipfel und Wolfram Giese, wie in einer der erdbebenreichsten Regionen der Welt ein Mega-Bauwerk entstand – und warum bis heute trotzdem nur eine einzige U-Bahnlinie in Betrieb genommen wurde.

Der Tunnel gilt als ein Meisterwerk der Technik. Hauptgrund: Er wurde so konstruiert, dass er auch im Falle starker Erdbeben und Tsunamis noch Sicherheit bietet. Modernste Ingenieurstechniken kamen zum Einsatz, nicht nur bei den Sicherheitsvorkehrungen, sondern schon beim Bau der Tunnelröhren. Der Abschnitt unter der reißenden Strömung des Bosporus wurde aus vorgefertigten Betonelementen zusammengesetzt und von japanischen Spezialschiffen verlegt. Die hoch riskanten Ablassaktionen von fünfzehn 30.000 Tonnen schweren Betonröhren in der starken Strömung auf den Boden des Bosporus sind wahre Meisterleistungen der Ingenieurskunst. Bis die letzten Bauarbeiten abgeschlossen waren, vergingen weitere fünf Jahre. Nahezu unsichtbar entstand für geschätzte 2,5 Milliarden Euro eines der faszinierendsten Bauwerke der vergangenen Jahrzehnte. Inzwischen verkehrt eine U-Bahn-Linie regelmäßig durch den Tunnel. Allerdings ist er derzeit weder auf europäischer noch auf asiatischer Seite mit dem restlichen Eisenbahnnetz verbunden – die Vollendung des ehrgeizigen Plans stagniert.
Die Dokumentation „Monumente der Moderne – Der Bosporus-Tunnel“ berichtet auch über die Erdbebengefahr in Istanbul und die besonders gefährlichen Strömungen in der Meerenge. Der Film zeigt zudem, wie der Tunnelbau das Leben vieler Menschen dort verändert hat.

  • Autor: Julia Zipfel, Klaus Kafitz
  • Produktion: Wolfram Giese
  • Kamera: Ricardo Garzon Mesa, Bertie Kropac, Chris Wiens
  • Schnitt: Alex Seip
  • Länge: 45 Min.

Eine k22film Produktion im Auftrag von ZDFinfoErstausstrahlung: 2. August 2015